Eilert Ufken und die Bienen
Von Peter Nauschütt
Wir lagen im Frühjahr 1977 mit dem Fährschiff „WESTFALEN“ über Nacht auf Borkum. Es war Vorsaison, Osterzeit, auf der Insel war schon einiges los. Der Matrose Eilert Ufken, den ich schon von der großen Fahrt her kannte, und ich beschlossen auf ein Bier in den Ort zu fahren. Wir kehrten in ein Lokal in der Nähe des Bahnhofes ein, ich glaube es war die „Giftbude“. Am Tresen kamen wir auch ziemlich schnell mit den anwesenden Feriengästen ins Gespräch. Irgendwie brachte „Eili“ das Thema auf Bienen, und nach einer Weile erzählte er den Gästen, dass er Honig liefern könne, zu sagenhaft niedrigen Preisen. Ob sie denn welchen haben wollten? Sie müssten nur ihren Namen, Adresse und die gewünschte Menge hinterlassen. Die Feriengäste waren begeistert. Ich staunte, dass „Eili“ Imker war, hatte ich nicht gewusst. Er hatte noch nie darüber gesprochen und so richtig konnte ich mir das auch nicht vorstellen. Schnell kamen auch andere Gäste aus der Kneipe hinzu. „Eili“ hatte sich vom Wirt einen Block und einen Stift geben lassen und schrieb Namen, Adressen und Honigmengen am laufenden Band. Einige Gäste wollten im Voraus zahlen, aber das lehnte „Eili“ ab. Wenn sie möchten, könnten sie ein Bier für ihn und seinen Kumpel ausgeben, dann wäre das schon in Ordnung. Das Bier floss in Strömen, und wir verlebten einen schönen Abend fast umsonst. Alle waren zufrieden. Zu später Stunde beschlossen wir zu gehen, obwohl in der „Giftbude“ noch ordentlich was los war. Wir mussten am nächsten morgen früh aus den Federn. Im Weggehen wandte „Eili“ sich noch einmal um, und rief ins Lokal: „Was ich noch sagen wollte, das mit der Honiglieferung ist so´ne Sache, das kann ´was dauern, ich hab nämlich bloß zwei Bienen!“ Wir raus aus der Kneipe, rein ins Taxi und nix wie weg. Den Block mit den Adressen hat „Eili“ aus dem Fenster geworfen.
Nachsatz: Seeleute haben ab und zu das Bedürfnis, ihre Mitmenschen kräftig auf die Schippe zu nehmen. Das geschieht nicht mit böser Absicht, sondern oftmals aus einer gewissen Langeweile heraus.